Wenn die Seele durch den Körper spricht
bewusster leben Juni/2016
Es gibt so viele Möglichkeiten, um noch bewusster zu leben. Eine davon lehrt
die Reinkarnationstherapie. Auch wenn sie oft missverstanden wird, ist sie
doch eine tiefgreifende Seelenarbeit im Jetzt.
Der Dialog mit der eigenen Seele geschieht überwiegend über innere Bilder. Sie alle
sprechen von bewussten als auch vergessenen Seeleninhalten. Deshalb nutzt die
Reinkarnationstherapie frühere Leben als Projektionsfläche, um das Innenleben
bewusst erfahrbar werden zu lassen. Geht man prozessorientiert von Sitzung zu
Sitzung tiefer in die Welt der Seele, dann eröffnet sich das darunterliegende
zeitlos seelische Muster, in dem wir uns (unbewusst) wie in einem Uhrwerk bewegen
Aufwachen statt Einschlafen
Innere Bilder von früheren Leben finden sich in tieferen seelischen Bereichen. Es gibt
verschiedene Ansätze dazu, dorthin zu gelangen. Hypnose oder andere Entspannungsmethoden
suggerieren, man werde schwer und entspannt – und wiegen uns deshalb in einen schlafartigen
Dämmerzustand. Doch das Ziel einer jeden spirituellen Arbeit sollte es sein, das Erwachen
zu fördern, sprich die Bewusstwerdung. Ein leicht forciertes Atmen, ein wiederholtes rundes
Ein- und Ausatmen wie es in der Reinkarnationstherapie praktiziert wird, weckt dagegen den
Geist und hilft auf natürliche und eigenständige Weise in den Trancebereich zu gehen. Alle
Erlebnisse während den Sitzungen werden bei vollem Bewusstsein erlebt und man kann sich im
Anschluss auch an alles erinnern. Und in den Sitzungen einer Reinkarnationstherapie kommen
immer nur die Bilder auf, die in Resonanz zur aktuellen Situation stehen.
Es kann nur das herauskommen, was bereits drin ist
Rahel, 37 Jahre, von Beruf Sachbearbeiterin einer Versicherungsgesellschaft, machte eine
wochenlange Nierenbeckenentzündung zu schaffen. In einer der Einzelsitzungen, in der es um
die Hintergründe ihres Symptoms geht, schildert sie, wie sie als einfache Magd auf einem
Marktplatz steht. Sie schmachtet einen Fürsten auf einem schwarzen Hengst an, ihre Gefühle
lassen sich kaum im Zaum halten. Der Fürst nimmt sie aber in der Menge nicht wahr und ihn
anzusprechen, traut sie sich auch nicht. Verlegen spricht sie aus: „Mägde sind vom niedrigen
Stand“ und fügt den Tränen nahe hinzu: „Wir dürfen den Adel nicht ansprechen.“
Um solche Seelenbilder zu entschlüsseln, braucht es einen kundigen Therapeuten. Natürlich
ist es spannend nachzuprüfen, ob die auftauchenden Bilder einer historischen Wahrheit
entsprechen. Für Rahels aktuelles Leben und ihr Körpersymptom ist das aber wenig hilfreich.
„Wichtiger dagegen ist die innere Bereitschaft, sich auf die auftauchenden Bilder
einzulassen, denn sie zeigen, dass hinter Rahels Symptom ein Beziehungsthema verborgen liegt“
so der Reinkarnationstherapeut Engin Iktir.
Den tieferen Sinn erkennen
Wir leben in einer Welt der Polaritäten: Tag/Nacht, Diesseits/Jenseits, Plus/Minus, Mann/Frau.
Im Leben müssen wir uns für einen Pol entscheiden und verdrängen dabei meist den anderen. Er
bleibt dann ungelebt in unserem Unterbewusstsein, unserem Schatten. Der Schatten ist eine
Sammlung an ungelebten Anteilen, die dort aber nicht bleiben wollen. Also versuchen sie sich
über unbequeme Körpersymptome in Erinnerung zu rufen (Krankheit als Sprache der Seele). So
spricht es Rahel dann nach der Sitzung selbst aus: Männer wurden in ihrem Leben meist
bevorzugt. In ihrer Kindheit verhätschelten die Eltern den Bruder, während sie im Haushalt
schon früh helfen musste. Im Beruf hatten die männlichen Kollegen stets einen besseren Stand
beim Chef als sie. Ihre Partner behandelten sie meist allzu herablassend (Fürst auf dem Pferd).
„Das Betrachten von verschiedenen Inkarnationen wirkt wie ein Vergrößerungsglas und zeigt
innere Haltungen, die auch im aktuellen Leben noch eingenommen werden,“ weiß Engin Iktir.
Bei Rahel zeige sich das Ungleichgewicht des männlichen und weiblichen Pols nicht nur im
Symptom, sondern ebenso in ihrem Innenleben. Sie trägt unbewusst das Glaubensmuster in sich,
Frauen seien auf einer niedrigeren Stufe (die Magd) als Männer. Über das gefühlsmäßige
Erleben biete sich ihr nun in der Arbeit mit dem Therapeuten die Möglichkeit, ihre
Weiblichkeit aufzuwerten und in Beziehungen eine aktive, aufgerichtetere Haltung einzunehmen.
Die Botschaften der Seele entschlüsseln
Noch immer betrachten wir Krankheit als einen Fehler der Schöpfung. Doch Körpersymptome sind
Botschaften der Seele, durch die sich oft ungelebte Anteile Ausdruck verschaffen. Statt nun
diese Signale zu unterdrücken, macht sich die Reinkarnationstherapie das Körpersymptom nicht
zum Feind, sondern zum Freund. Über die Bilderwelten aus früheren Leben rückt das Nichtgelebte
wieder ins Bewusstsein, im besten Fall wird das Körpersymptom anschließend überflüssig und
löst sich auf.
Heilung im Sinne von GanzSein
Schwierige Lebensumstände und (Körper-) Symptome können uns ins Unheil stürzen. Sie können
aber auch ein Potential für einen nächsten Entwicklungsschritt sein. Oft stellen sie eine
wichtige Lernaufgabe dar. Sie machen uns auf etwas aufmerksam, das unserem Leben bislang
fehlte. Ungelebte Anteile bewusst werden zu lassen und sie zu integrieren, das meint Heilung,
wenn wir es wörtlich nehmen: GanzSein. Immer mehr Menschen entschließen sich aus
unterschiedlichen Gründen zu einer Reinkarnationstherapie. Weil sie Hilfe brauchen oder in
einer Krise stecken. Weil sie an einem Symptom leiden, Schwierigkeiten im Beruf oder in
ihrer Partnerschaft haben. „Es gibt aber auch Menschen, die wegen der reinen
Persönlichkeitsentwicklung kommen, ohne dass ein Problem anliegt“, so Engin Iktir. Sie
seien einfach auf der Suche nach tieferen Einsichten und neuen Impulsen, um einen bewussteren
Umgang mit sich und ihrem Leben zu finden.
Susan Freytag
Engin Iktir ist Reinkarnationstherapeut der Münchner Schule. Seit 2006 hat er sich auf die
Reinkarnationstherapie, die auf die Arbeiten und Lehren von Thorwald Dethlefsen zurückgeht,
spezialisiert. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Julia Povel arbeitet er in eigener
Praxis in Frankfurt am Main. Beide bieten bundesweit Reinkarnationstherapie in Einzelsitzungen,
Paarsitzungen und Seminaren an. Auch schön zu lesen: www.enginiktir.de